Klimakrise, der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der Krieg in Israel/Palästina, das Erstarken populistischer und extremer politischer Kräfte in den westlichen Demokratien: Die gesellschaftliche Krisenhaftigkeit der Gegenwart fordert uns heraus, bringt unterschiedliche Haltungen hervor und lädt zu Disput ein. Für diese Kontroversen ist mit Artikel 1 des Grundgesetzes sowohl Verpflichtung als auch Grenzziehung verbunden: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten (…).“ Abwertungen von Menschen etwa aufgrund ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Nationalität, ihres Glaubens, einer Behinderung oder welcher Eigenschaft oder Zuschreibung auch immer entgegenzutreten, betrachten wir als grundlegenden Auftrag von Hochschulen als staatliche Institutionen und als Orte freier Wissenschaft. Dies ist insbesondere in Zeiten wichtig, in denen Menschen und Menschengruppen massiven Anfeindungen ausgesetzt sind, wie bspw. nach dem schrecklichen Attentat auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Vor diesem Hintergrund bekennt sich die Hochschule Merseburg:
Für ein wertschätzendes und faires Miteinander auch im kritischen Disput
Wie jede Hochschule ist auch die Hochschule Merseburg – „HoMe“ ein Teil der Gesellschaft, an der zahlreiche Personen mit unterschiedlichen Meinungen zusammenkommen. Um ein Ort für fairen gesellschaftspolitischen Dialog zu sein, heißt es in unserem Leitbild: „Wir kommunizieren auf Augenhöhe und pflegen ein wertschätzendes und faires Miteinander.“
Die „Ordnung zum respektvollen und fairen Umgang und zum Schutz vor Diskriminierung und Benachteiligung an der Hochschule Merseburg“ zeigt den Rahmen unserer Vorstellung für einen guten Umgang auf und gibt praxisnah Beispiele, wann Grenzen überschritten werden: sobald einzelne Personen und Menschengruppen angefeindet, Gerüchte über Personen verbreitet, oder Menschen für ihre Haltungen ausgestellt werden.
Auch für die aktuellen Debatten gilt: Antisemitismus, Rassismus und andere Formen von Diskriminierung haben (außer als Gegenstand wissenschaftlicher Befassungen) an unserer Hochschule keinen Platz! Als HoMe wollen wir ein Ort sein, an dem sich Menschen sicher vor Diskriminierung und Übergriffen fühlen, ein geschützter Ort zum Lernen, Arbeiten und Streiten.
Wird dieser Rahmen verletzt, bieten die Vertrauensstelle und weitere Beratungsangebote an der HoMe Rat und Unterstützung. Externe Anlaufstellen - etwa die Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die Meldestelle Antisemitismus des Landes Sachsen-Anhalt sowie die Opferberatungen -können bei Diskriminierungserfahrungen auch herangezogen werden.
Vor dem Hintergrund des aktuell von Studierenden artikulierten Bedürfnisses, sich über den Krieg in Israel/Palästina auseinanderzusetzen, sei klar ergänzt: Der Rahmen eines fairen Umgangs wird verlassen, sobald Pauschalisierungen über israelische, palästinensische, jüdische, muslimische (oder andere) Menschen getroffen werden. Besonders wichtig in kritischer Debatte ist gerade an einer wissenschaftlichen Einrichtung der Faktenbezug: Prüfen Sie Bilder und Aussagen, bevor Sie mit ihnen argumentieren und sie verbreiten! Vorverurteilungen, Stereotype und Zuspitzungen führen dazu, dass Menschen „mundtot“ gemacht werden und keine Diskussion stattfindet. Wenn es kontrovers werden soll, dann laden Sie auch zu Ihrer Position gegensätzliche Perspektiven mit ein, argumentieren Sie ruhig und ziehen ggf. eine neutrale Moderation hinzu. Letztlich geht es darum, dass Menschen mit verschiedenen Anschauungen oder Prägungen an der HoMe ein sicheres Umfeld vorfinden, um miteinander zu lernen, zu arbeiten und auch respektvoll zu streiten.
