Auf einen Kaffee mit Carmen Ernst

27.01.2023, Alumni Interview

Alter: 38 Jahre
Studium: 2011 bis 2014 Bachelor Kultur- und Medienpädagogik und im Anschluss Master Angewandte Kultur- und Medienwissenschaften
Beruf: Gründerberaterin und Gründercoach, Gründerberatung Carmen Ernst

Mein Weg  nach Merseburg ... 
Das war tatsächlich ein großer Zufall. Ich habe zehn Jahre in der Automobilbranche gearbeitet, darunter fünf Jahre als Marketingleiterin und ich hatte dann einfach nach zehn Jahren die Nase voll von der Branche. Ich brauchte eine Veränderung und hatte irgendwie auch Lust, etwas Kreatives zu studieren. Allerdings wusste ich gar nicht, was genau. Eine Freundin suchte zur selben Zeit auch nach Studiengängen und hat mich zum Hochschulinformationstag nach Merseburg mitgenommen. Dort haben wir an dem Rundgang für den Studiengang Kultur- und Medienpädagogik teilgenommen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie Kai Köhler-Terz damals ganz leidenschaftlich die ganzen Werkstätten gezeigt hat. Ich war total begeistert und habe gesagt: das ist es, das ist perfekt, das ist genau das, was ich machen will. Und dann habe ich alles in die Wege geleitet, um in Merseburg einen Studienplatz zu bekommen.

Die Hochschule Merseburg ist für mich...
Ich nenne sie immer ganz liebevoll meine kleine Kuschel-Uni, einfach weil ich es hier immer sehr gemütlich fand. Ich finde, das ist das beste Wort, um zu beschreiben, wie sich die Hochschule Merseburg für mich immer angefühlt hat. Die Wege sind sehr kurz. Man kennt sich mit Vor- und Nachnamen, man hat ein sehr vertrautes, enges Verhältnis zu seinen Dozent:innen und Professor:innen. Und ja, ich fand es immer irgendwie gemütlich und schön. Also Homies ist irgendwie ein passender Begriff, denke ich.

Mein beruflicher Werdegang …
Also wie gesagt, zehn Jahre Automobilbranche und dann hier studiert. Das war ein ziemlich krasser Wechsel. Und dann habe ich natürlich auch erstmal das Studentenleben genossen und parallel zum Studium habe ich schon angefangen, als Freelancerin zu arbeiten, um die Kasse ein bisschen aufzubessern. Ich begann als freie Redakteurin für verschiedene Magazine zu arbeiten, war als Stadtführerin in Halle tätig und habe auch nebenbei noch Marketing gemacht. Ich habe die fünf Jahre Studium komplett genutzt, mich in allen möglichen Bereichen kreativ auszutoben und mich auszuprobieren. Insofern kann ich jetzt gar nicht sagen, was der Schwerpunkt gewesen sein könnte. Im Laufe des Studiums habe ich mich immer wieder gefragt, wohin ich eigentlich beruflich will. Während des Studiums war für mich dann relativ schnell klar, dass ich irgendwie selbstständig bleiben möchte und der Wunsch wurde auch immer stärker, unabhängig von Ort und Zeit arbeiten zu können. Durch Zufälle begann ich als Ghostwriterin zu arbeiten und am Ende des Studiums hatte ich immer noch so ein Fragezeichen im Kopf. Und dann habe ich aber gemerkt, dass ich eigentlich ja längst das tue, was mir Spaß macht.  Also begann ich mich zu professionalisieren, machte Werbung und konnte mir vor allem mit dem Schreiben von Businessplänen für Gründer:innen eine sichere Existenz aufbauen. Das Handwerk habe ich tatsächlich sogar im Studium gelernt. Und über diese Businessplan-Schreiberei habe ich dann immer mehr auch angefangen, Existenzgründer:innen zu beraten. Und so ist das dann ganz langsam gewachsen.

Nun bin ich seit drei Jahren auch hauptberuflich als Gründerberaterin in Leipzig tätig und habe die ganzen anderen Projekte eingestampft. Zwischendurch habe ich auch ein Jahr in einem Startup mitgearbeitet, das eine App entwickelt und marktreif gemacht hat. Ich habe immer sehr, sehr viele Projekte gleichzeitig gemacht, aber jetzt als Beraterin mache ich eben nur noch das und das macht mich auch sehr glücklich. Ich berate ganz klassisch Existenzgründer:innen oder Menschen, die sich selbstständig machen möchten und begleite sie in der ersten Zeit, vielleicht auch Jahren. Ich berate und coache zu allen gründungsrelevanten Themen, bin unterstützend tätig, wenn es darum geht, die ersten Schritte einzuleiten. Ich erstelle mit den Gründer:innen gemeinsam Geschäftskonzepte, Businesspläne und helfe bei Bankfinanzierungen. Ich gebe ihnen das notwendige Know How an die Hand, was sie brauchen, um für die kommenden Aufgaben gewappnet zu sein. Und das mache ich unabhängig, in welcher Branche sich jemand selbstständig machen möchte.

Herausforderungen und Anforderungen in meinem Berufsfeld….
Es kommt immer sehr darauf an, welchen Beruf man später ausübt, aber in meinem Fall ist die größte Herausforderung natürlich schon das Zwischenmenschliche, ich muss ständig kommunizieren und unterrichte. Und das Werkzeug dafür habe ich schon auch größtenteils im Studium gelernt und das hat mir sehr geholfen. Dieses ständige Moderieren, Referieren, was uns ja über Jahre hinweg immer wieder eingebläut wurde, reden zu können und pädagogische Fähigkeiten ausbilden zu können, war sehr hilfreich. Und was ich auf jeden Fall auch wichtig finde, ist eine gewisse Selbstsicherheit. Das Studium auch dafür zu nutzen, herauszufinden, was macht mir Spaß, was kann ich gut, was kann ich vielleicht nicht so gut. Ich hätte nie gedacht, dass mich mein Studium oder mein Werdegang irgendwie dahin bringt, wo ich heute stehe. Aber jetzt kann ich sagen, das ist mein Traumjob und das Studium hat mir in der Hinsicht sehr geholfen, einfach so ein bisschen auch mein Weg zu finden und selbstsicher aus dem Studium rauszugehen und zu wissen, in die und die Richtung möchte ich mal gehen. Und da war das Studium die beste Zeit, um das herauszufinden.

Die Studienzeit ist die beste Zeit des Lebens…
Also die Studienzeit ist schon eine besondere Zeit. Man kann einfach viel ausprobieren, sofern es die Zeit zulässt. In meinem Fall gab es auch Zeiten, wo ich das Gefühl hatte, ich bin hauptsächlich berufstätig und versuche nebenbei irgendwie zu studieren. Aber es gab natürlich auch viele Zeiten, wo ich das Studium einfach genossen habe, die Freiheiten, auch die vielen freien Zeiten. Ich erinnere mich natürlich besonders gerne an meine Kommilitoninnen zurück. Wir waren eine super lustige Truppe. Wir haben uns alle immer sehr gut verstanden. Gern erinnere ich mich unsere Fahrgemeinschaften. Fünf Jahre lang sind wir jeden Tag zu viert oder zu fünft im Auto von Halle nach Merseburg unterwegs gewesen und hatten viele tolle Untehraltungen. Ich erinnere mich auch an viele schöne Momente mit Dozent:innenen, vor allem in der ersten Zeit des Studiums. Ich werde nie vergessen, wie Paul Bartsch in der ersten Woche im Hörsaal stand und erstmal auf der Gitarre gespielt und geträllert hat. Ja, das sind schon schöne Erinnerungen, die gerade, wenn ich hier auf dem Campus bin, wieder alle hochkommen.

Meine Kontakte zu den Kommiliton*innen…
Nach dem Studium haben wir uns noch viel getroffen, aber mittlerweile ist das ein bisschen eingeschlafen. Das Studium ist jetzt schon fast sechs Jahre her, aber man ist immer noch irgendwie miteinander verbunden, sei es über Social Media oder ähnliches. Und tatsächlich kommen jetzt sogar ehemalige Kommiliton:innen zu mir, die sich vielleicht auch selbstständig machen möchten. Und dann kommt man wieder in Kontakt miteinander.

Mein Ratschlag an Studierende….
Man hat nie wieder im Leben so viel Zeit und auch Freiheiten wie in der Studienzeit, um sich mit verschiedensten Dingen zu beschäftigen, Hobbys nachzugehen, noch mal eine Sprache zu lernen, was auch immer. Wenn man dann erst mal im Berufsleben steckt, kommen viele Dinge einfach zu kurz. Und jetzt speziell in meinem Studiengang kann ich auch nur den Rat geben nutzt das aus.Ihr bekommt nie wieder kostenfrei eine Kamera in die Hand und könnt euch einfach mal ausprobieren, ohne massiven Leistungsdruck. Und das kann ich nur jedem empfehlen. Wie gesagt, ich finde wichtig, irgendwie im Studium herauszufinden, was macht mir Spaß, wohin möchte ich mal? Und sich aber auch gleichzeitig nicht verrückt zu machen, wenn man es gegen Ende des Studiums vielleicht immer noch nicht weiß. Und obwohl in unserem Studiengang einige Kommiliton:innen gar nicht so recht wussten, wo sie beruflich hin wollten, haben doch viele ihren Platz im Berufsleben gefunden. Es dauert dann eben manchmal ein bisschen länger. Und ja, ich kann nur jedem den Rat geben, offen zu sein für alles und einfach die Zeit zu genießen.

Kontakt zu Carmen Ernst

Wir danken Carmen Ernst für das Interview. 

zurück zur Übersicht aller Alumni Interviews

Nach oben