Auf einen Kaffee mit Michael Stolper

17.12.2021, Alumni Interview

Studium: Diplom Sozialarbeit/Sozialpädagogik
Beruf: Dipl. Sozialarbeiter bei Bunte Feuer GmbH


Mein Weg nach Merseburg…
Ich bin nicht nach Merseburg gekommen. Ich habe schon immer hier gewohnt und ich weiß, dass auch Verwandte von mir schon an der Hochschule studiert haben. Deswegen kannte ich die Hochschule. Mein Bruder studierte an der Hochschule Sozialarbeit /Sozialpädagogik und dadurch bin ich mit dem Studiengang in Kontakt gekommen.

Die Hochschule Merseburg ist für mich...
Es war eine schöne Zeit, auf die ich gerne zurückblicke, weil sie mir meinen beruflichen Werdegang eröffnet hat und in vielen Fächern oder in vielen Bereichen Möglichkeiten gezeigt hat, später im Sozialen zu arbeiten.

Mein beruflicher Werdegang…
Nach dem Abitur hatte ich erstmal gar nicht so eine richtig gute Idee, was ich eigentlich werden will. Ich habe mich eher an meinen Fähigkeiten orientiert, die waren eher naturwissenschaftlich geprägt und ich hatte eine Klassenkameradin, deren Vater an der Landwirtschaftlichen Fakultät in Halle gearbeitet hatte. So führte mich mein Weg erstmal dorthin. Während des ersten Studiums habe ich schon gemerkt, dass ich mich durchaus für den psychologischen Bereich interessiere. Ich hatte mich auch schon auf Psychologie beworben, habe aber kein Studienplatz erhalten, weil ich nicht die entsprechenden Wartesemester hatte. So habe ich in der landwirtschaftlichen Fakultät weiter studiert und in meiner Diplomarbeit ein, man könnte fast schon sagen psychologisches Thema gewählt, nämlich „Das Wirken von emotionalen Einflüssen auf das Kaufverhalten bei Landwirten“. Das war damals etwas Neues, was man eher beim Autokauf berücksichtigte. Es gab wenig Literatur dazu. Aus diesem Grund habe ich Interviews mit den Landwirten durchgeführt und gefragt, nach was sie ihre Großmaschinen auswählen. Diese Maschinen haben einen erheblichen Preis und die Theorie bestand darin, dass die betriebswirtschaftlichen Kriterien ausschlaggebend sind. Ich stellte fest, dass dem aber oft nicht so war. Die Farbe und die Marke der Maschinen waren entscheidender, als der betriebswirtschaftliche Aspekt.

Zufälligerweise bin ich dann auch immer mal hier nach Merseburg gekommen, wie gesagt durch meinen Bruder und ich habe gemerkt das will ich viel lieber machen als Schlepper fahren, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu leiten oder im Schweinestall zu arbeiten. Als Gasthörer habe ich dann in Merseburg schon ein Jahr studiert und Scheine gemacht, ohne zu wissen, ob ich jemals einen Studienplatz bekomme. Aber irgendwie hatte ich den Mut das so zu machen. Tatsächlich habe ich dann über die Zweitstudien-Quote einen Studienplatz in Merseburg erhalten. Meine Abiturdurchschnittsnote hätte nicht gereicht. Dann bin ich das Studium recht zügig angegangen und habe es mit dem Diplom abgeschlossen. Als Schwerpunkt im Studium habe ich Beratung in Schule und Beruf gewählt. Das war für mich schnell klar, weil ich wusste, dass ich danach eine psychotherapeutische Ausbildung machen will und das war der Zweig, in dem ich mich am ehesten zu Hause gefühlt habe.

Seit 2009 arbeite ich bei Bunte Feuer GmbH, einem ambulanten Jugendhilfeträger und betreue mehrere Projekte, die zum Teil fachübergreifend laufen. Zum Beispiel habe ich mich um ein Computerprogramm gekümmert, welches wir heute noch nutzen. Aber primär arbeite ich mit Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe zusammen. Unsere Fälle bekommen wir vom Jugendamt und arbeiten diese nach den Paragrafen 30 und 31 SGB VIII ab. Wir haben uns spezialisiert auf Menschen mit psychischen Störungen. Wir sind einer von zwei spezialisierten Trägern in Halle, die sich auf psychische Störungen spezialisiert haben und wo es auch oftmals mindestens einen in der Familie gibt, der psychisch erkrankt ist.

Zukünftige Absolventen und Absolventinnen sollten…
Es ist schwierig, weil ich glaube jeder hat andere Herausforderungen in dem Beruf. Manche können sich vielleicht nicht so gut abgrenzen, andere wiederum müssen sich weniger stark abgrenzen, manche lassen sich zu sehr auf das Leid ihres Gegenübers ein, manche wiederum können sich gar nicht einfühlen. Ich glaube die Herausforderung liegt bei jedem selbst und ist ganz verschieden oder ganz individuell. Oftmals steht man sich eher selbst im Weg. Ich finde, jeder der in irgendeiner Weise Selbsterfahrungen gemacht hat oder sich da weiterbildet, der ist aus meiner Sicht im Vorteil.

Die Studienzeit ist die beste Zeit des Lebens…
weil ich meine Frau dort kennengelernt habe. Aber auch die Veranstaltungen, die damals an der Hochschule stattfanden, haben mich sehr belebt, das muss ich wirklich sagen. Damals war der Wecker noch eine Institution und es stand auch noch das Wohnheim 12 mit dem Studentenclub die Höhe. Das hat mir gut gefallen, da bin ich gerne hin gegangen! Aber auch die inhaltliche Arbeit, die ich erlebt habe, hat mich wirklich sehr angesprochen, ganz anderes als das im vorherigen Studium der Fall war.

Meine Kontakte zu den Kommiliton*innen…
Ja tatsächlich habe ich darüber nachgedacht, als ich heute mit dem Fahrrad nach Merseburg gefahren bin. Viele interessante Menschen aus meiner Studienzeit, treffe ich heute auch noch.  Aber weniger aus privaten Gründen, sondern im beruflichen Kontext, zum Teil arbeiten wir zusammen oder sind in unseren Professionen voneinander abhängig.

Mein Ratschlag an Studierende…
Folgen Sie Ihrem Herzen!

Kontakt zu Michael Stolper

Wir danken Michael Stolper für das Interview, welches im Rahmen der Alumni & Karriere Talks zur Firmenkontaktmesse am 11. November 2021 erfolgte.

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