Prof. Dr. Markus Krabbes

100 Tage im Amt – Rektor Prof. Dr. Markus Krabbes im Interview

Am 1. April 2022 hat Prof. Dr. Markus Krabbes das Amt des Rektors an der Hochschule Merseburg übernommen. In den kommenden fünf Jahren wird er zusammen mit dem Rektorat die Geschicke der Hochschule lenken.

Neben dem Amt des Rektors wurden am 1. April auch die Prorektorate neu besetzt. Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß ist der neue Prorektor für Studium und Lehre und Prof. Dr. Doreén Pick ist die neue Prorektorin für Forschung, Wissenstransfer und Existenzgründung der Hochschule Merseburg im Rektorat, welches durch Dr. Karen Ranft in ihrer Funktion als Kanzlerin komplettiert wird.

 

Herr Prof. Krabbes, Sie haben nun die viel zitierten „ersten 100 Tage im Amt“ absolviert. Wie würden Sie die ersten Monate als Rektor zusammenfassen und haben Sie sich an der Hochschule „eingelebt“?
Ja „Einleben“ ist das richtige Wort, denn ich konnte bereits sehr viel vom Hochschulleben kennen lernen. Das betrifft natürlich zuerst die Arbeit in den Hochschulgremien mit Rektorat, Senat, Kuratorium und Kommissionen sowie mit den unterschiedlichen Struktur- und Funktionseinheiten unserer Hochschule. Am besten fand ich dabei, dass nahezu alle Sitzungen und Zusammenkünfte in Präsenz stattfanden und ich so auch den persönlichen Kontakt zu vielen Hochschulangehörigen aufbauen konnte.


Auf welche Ereignisse blicken Sie aus den ersten 100 Tagen zurück? Gab es bereits wegweisende Herausforderungen?
Als ganz besonders wertvoll habe ich die zurückgewonnene Normalität für alle Studierenden und Lehrenden in der Durchführung des Sommersemesters erlebt. Das gab mir die Möglichkeit, in das lebendige Studien- und Hochschulleben
 

an der Hochschule einzutauchen – dazu zählten auch wissenschaftliche Tagungen, feierliche Zeugnisübergaben und insbesondere die Festwoche zum 30-jährigen Hochschuljubiläum mit dem Alumnitreffen, dem Mitarbeitendenfest, dem Hochschulsportfest und diversen Workshops, Vorlesungen und Aktivitäten aller Fachbereiche der Hochschule.


Was hatten Sie sich persönlich, aber auch das Rektorat als Ganzes, für die ersten 100 Tage vorgenommen?
Vorgenommen hatte ich mir vor allem, mit den anderen Rektoratsmitgliedern in einen guten, vertrauensvollen Arbeitsmodus zu kommen, denn wir sind ja neben der Kanzlerin Dr. Ranft als einziger Erfahrungsträgerin ein komplett neues Team im Rektorat. Ich bin sehr dankbar, dass uns das gut gelungen ist. Das liegt auch daran, dass Professorin Pick und Professor Voß sich mit großem Engagement in ihre neuen Ämter gestürzt haben.

Inhaltlich war es mir wichtig, alle bestehenden Fäden im Bereich des Strukturwandels bezüglich des anstehenden Ausstiegs aus der Braunkohleverstromung aufzunehmen. Hierbei handelt es sich um ein zentrales strategisches Thema, bei dem es unser Anspruch ist, externe Herausforderungen und hochschulinterne Entwicklungen zielgerichtet miteinander zu verzahnen.


Bei unserem ersten Gespräch waren Sie gerade dabei, sich in Ihrem Büro einzurichten und räumlich anzukommen. Haben Sie diesbezüglich Fortschritte gemacht oder gibt es noch Nachholbedarf?
Die Computertechnik in meinem Büro ist komplett neu und so langsam haben wir (also diese Gerätschaften und ich) sich auch miteinander angefreundet. Außerdem freue ich mich auch auf einen neuen, höhenverstellbaren Schreibtisch – der wurde aber bislang noch nicht geliefert.  

Gleichzeitig stelle ich fest, dass ich mich nicht mehr auf unserem weitläufigen Campusgelände verlaufe. Und dennoch: Jede Teilnahme an einem der zahlreichen Hochschultermine und -veranstaltungen ist für mich aufs Neue eine Entdeckungsreise und erinnert mich daran, künftig ganz systematisch allen Bereichen der Hochschule einen Besuch abzustatten.


Gibt es etwas, was Sie als erste Maßnahme nach Antritt Ihres Amtes an der Hochschule neu gemacht oder geändert haben?
Ich selbst kann und will gar nicht einschätzen, was ich neu oder anders mache – darin besteht für mich kein Ziel. Aber ich kann darüber sprechen, was mir zu Beginn wichtig ist. In der ersten Phase meines Rektorates bin ich dabei, zunächst die begonnene Diskussion zur Entwicklungsstrategie der Hochschule weiter fortzuführen und entsprechend das weitere Vorgehen zur Aufstellung eines Hochschulentwicklungsplanes festzulegen. Außerdem müssen Personalplanungen bereits dazu parallel vorangetrieben werden, da manche Entscheidungen keinen Aufschub dulden.

Im kommunikativen Bereich habe ich mich um eine intensive Information der Hochschulgremien über die Leitungstätigkeit und die weiteren wichtigen hochschulpolitischen Themen bemüht. Indem diese Informationen von Gremienangehörigen in geeigneter Weise in die Hochschulbereiche, also vor allem in die Fachbereiche der Hochschule hineingetragen werden, sollen einerseits Transparenz, aber auch die notwendigen Diskussionen in den Hochschulbereichen gestärkt werden.


100 Tage sind ja nur ein Bruchteil der gesamten Amtszeit. Was haben Sie sich für die kommenden Jahre vorgenommen?
Die Hochschule Merseburg ist eines der Markenzeichen ihrer Stadt und ihres Landkreises. Aber diese Wechselbeziehung kann und muss noch viel mehr zu einer Verschränkung zum beiderseitigen Nutzen ausgebaut werden. Deshalb freue ich mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Landrat Hartmut Handschak, der neu in das Kuratorium der Hochschule berufen wurde, und dem neuen Oberbürgermeister der Stadt Merseburg Sebastian Müller-Bahr. Mir geht es vor allem darum, das äußere Renommee der HoMe in der Region positiv weiterzuentwickeln genauso wie unser „institutionelles Selbstbewusstsein“, denn beides hängt unmittelbar voneinander ab.


Können Sie uns etwas zu Ihren strategischen Zielen und inhaltlichen Schwerpunkten sagen? Wo soll die Reise für die Hochschule Merseburg hingehen?
Mir ist in den vergangenen Wochen noch bewusster geworden, wie eigenständig das Spektrum der Lehrangebote und auch das Profil der Forschungsstärken der Hochschule Merseburg ist. Diese gilt es noch deutlicher als Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten, um in diesem Bereich im Wettbewerb um die besten Köpfe zu bestehen. Dies gilt nicht nur für künftige Studierende, die uns ihre akademische Ausbildung anvertrauen und die wir angepasst an die Anforderungen ihrer künftigen Verantwortungsbereiche zu hochqualifizierten Fachkräften ausbilden, sondern ebenso für die Beschäftigten der Hochschule, die sich in Lehre, Forschung und Verwaltung für die Hochschule Merseburg als ihre berufliche Heimat entscheiden.

Eine zweite Stoßrichtung sehe ich in der zielgerichteten Gestaltung der sogenannten weichen Standortfaktoren, die aber ebenso bedeutsam sind, um die Hochschule in ihrer Besonderheit zu profilieren und sichtbarer zu machen. Man könnte diese im umfassenden Sinne als Hochschulkultur bezeichnen, Ansatzpunkte sind bspw. die Campusgestaltung, Personalgewinnung und -entwicklung, akademische Veranstaltungen oder unser kulturelles Angebot. Ich zähle hierzu ebenso moderne Managementinstrumente zur Qualitäts- und Prozessentwicklung, insbesondere im akademischen Bereich der Hochschule Merseburg – spätestens dann sprechen wir nicht mehr von weichen Kriterien im Hochschulwettbewerb.

 

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