Max und Moritz 3.0

Ziemlich schreckliche Geschichten

27.09.2020, Soziale Arbeit.Medien.Kultur

Wilhelm Buschs Bildergeschichte Max und Moritz hat seit ihrer Veröffentlichung mehrerer Generationen von Kindern geprägt und sie zu so manchem Unfug inspiriert.
Nach mehr als 155 Jahren sollte man meinen, die begangenen Streiche seien schon lange nicht mehr „up to date“. So haben sich Studierende der Hochschule Merseburg ans Werk gemacht, sie auf audiovisuelle Art und Weise neu zu interpretieren und die jeweiligen Streiche somit in die Gegenwart zu übertragen. In verschiedenen Stilen sollen die Episoden entweder auf gesellschaftliche Diskrepanzen aufmerksam machen oder aber den Jugendlichen von heute eine neue Inspirationsfläche für ihren Schabernack bieten. So haben sich Master-Studierende der Hochschule Merseburg unter Anleitung von Frank Venske und Thomas Tiltmann ans Werk gemacht. Sie haben auf audiovisueller und fotografischer Art und Weise die Bildergeschichten neu interpretiert und die jeweiligen Streiche somit in die Gegenwart übertragen.

 

 

1. Streich

Im 1. Streich der Geschichte von Wilhelm Busch dringen Max und Moritz auf Witwe Boltes Hof ein und töten ihre Hühner. In jedem modernen Medium wäre eine solche Charaktervorstellung die Einführung für einen nahezu psychopathischen Antagonisten, wie man ihn in Form von Serienkillern aus Horrorfilmen und Thrillern kennt. Darum möchten wir die Geschehnisse in einer Weise neuinterpretieren, die ihre grausige Realität zeigt. Der Rückblick auf solche Erzählungen, die in der damaligen Zeit als Kindergeschichten galten, ist aus heutiger Perspektive zutiefst verstörend.
Max und Moritz wirken hier nicht wie unartige Lausbuben, sie zeigen eine pathologische Neigung ihrer destruktiven Tendenzen, die auch vor Tierquälerei zu reinen Unterhaltungszwecken keinen Halt macht. Eine solche Tat von Kindern wäre in unserer Zeit, gelinde ausgedrückt, höchst besorgniserregend.
Stilistisch orientieren wir uns dabei an einem Found Footage oder Snuff-Film. Die Umsetzung als Diashow soll der Erzählung einen diegetischen Grund geben, auf der Metaebene in Bild statt in Videoform stattzufinden – und im Verlauf der Handlung im Rahmen des Mediums weitere stilistische Mittel zu eröffnen.

Tobias Lammers (Kamera, Postproduktion, Ton); Sarah Schulz (Kostüm, Setdesign, Darstellerin); Matthias Großöhme (Organisation, Kommunikation, Darsteller)

 

2. Streich

Green M&M
Eine Krise ist in vollem Gange. Eisflächen schmelzen, der Planet erwärmt sich und die Umwelt wird immer schmutziger. Tiere werden in Massenkäfigen gezüchtet und sterben in Schlachthöfen unter unwürdigen Bedingungen, nur damit beim Discounter um die Ecke das Fleisch für wenige Euros angeboten werden kann. Den Menschen scheint es egal zu sein. Sie lieben eben ihr Wurstbrötchen zum Frühstück, ihr Schnitzel zu Mittag und abends Mett mit Zwiebeln. Bedeuten ihnen Umwelt und Tiere denn gar nichts?
Nicht mehr lange – denn die Aktivist:innen Green M&M kämpfen mit vollem Einsatz gegen Tierquälerei und Klimasünden. Auch wenn sie mit ihren Aktionen manchmal legale Grenzen überschreiten, lassen sie kein Tierleid mehr zu. Sie stehen fest an der Front und schrecken auch vorm unbelehrbaren Fleischesser Günther nicht zurück.

Rosalie Kopp, Lisa Lins

 

 

3. Streich

Der 3. Streich, welcher im Original, geschrieben von Wilhelm Busch, von Meister Böck handelt, spielt in der heutigen Modewelt. Der Schneider ist ein berühmter Modedesigner und Max und Moritz zwei böswillige Model. Trotz des Boykotts von M & M ergeht es dem Designer Mr. Böck am Ende gut. Der Zuschauer wird in eine futuristische, glitzernde und funkelnde Welt, mit rosafarbenem Gewässer entführt, in dem nichts dem Zufall überlassen wird.

Lena-Alessa Forster; Rebekka Gerling; Martin Roa Vargas

 

 

 

 

 

6. Streich

Im sechsten Streich von Wilhelm Busch brechen Max & Moritz in die Bäckerei ein, um sich den Zugang zu den köstlichen Leckereien zu verschaffen. Beim Versuch die Brezeln zu erreichen, fallen die beiden in den Teig und werden vom Bäckermeister erwischt. Dieser bäckt die Strolche anschließend als Strafe zu Brot. Doch durch ein Wunder überleben sie den heißen Ofen und kommen ungeschoren davon.
In der Neuinterpretation von Wilhelm Buschs sechsten Streich wird die Handlung an den Schlüsselaspekten festgemacht. Max & Moritz verschaffen sich Zugang zu etwas vermeidlich Unerreichbarem und Verbotenem, indem sie auf ihre Dreistigkeit vertrauen und die Regeln brechen. Doch noch im Genuss der verbotenen Frucht werden die beiden erwischt und ihnen werden die Leviten gelesen. Scheinbar unempfindlich gegen jede Bestrafung entkommen die beiden Spitzbuben jedoch und lachen sich ins Fäustchen.
Die Umsetzung der Neuinterpretation erfolgt in Form einer trashigen Foto-Film-Montage, in welcher uns die beiden Jugendlichen Maxi & Moritz mit auf ihre Eskapaden nehmen. Die beiden möchte gern Rapper:innen klauen dafür das Auto ihrer Mutter, um damit durch die Hood zu cruisen, sich zu inszenieren und somit Instafame zu generieren. In flagranti werden sie von der Mutter erwischt und für ihre Tat gescholten. Doch unberührt von der gehaltenen Standpauke starten sie einen Battlerap und machen ihre Mutter verbal zunichte. Als sie von der Security unterbrochen werden, nutzen Maxi & Moritz ihre Chance und kommen davon. Neben Fotos und kurzen Videosequenzen, werden zur Gestaltung berühmte Youtube-Videos sowie beliebiger Instagram-Content genutzt, um den Lifestyle der heutigen Jugend widerzuspiegeln.

Lea Marie Albert, Marian Philip Tappert

 

 

 

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