Von Merseburg in die USA: Wie ein Chemiestudent auf einer US-Konferenz die internationale Bühne betrat

Fabian bei der ACS 2025 in San Diego (Foto: Fabian Knötzsch)

Von Merseburg in die USA: Wie ein Chemiestudent auf einer US-Konferenz die internationale Bühne betrat 

Fabian Knötzsch studiert Nachhaltige Verfahrenstechnik und Chemie an der Hochschule Merseburg – und hat es mit seiner Forschung bis auf eine der wichtigsten wissenschaftlichen Konferenzen der USA geschafft. Auf der nationalen Konferenz der American Chemical Society (ACS) in San Diego präsentierte er vor Fachpublikum erste Ergebnisse seiner in den USA angefertigten Bachelorarbeit. 

 

Von Merseburg nach Alabama – und von dort nach Kalifornien

Den Grundstein für die Konferenz legte Knötzsch im Rahmen eines Auslandssemesters an der University of South Alabama, wo er seine Bachelorarbeit anfertigte. Schon lange hatte er davon geträumt, ein Semester im Ausland zu verbringen und sein Studium an einer renommierten Universität abzuschließen – ein Wunsch, der sich für ihn nun erfüllte. Begleitet und unterstützt wurde er dabei von Prof. Dr. Thomas Rödel, Professor für Organische und Makromolekulare Chemie. 

„Dank meiner langjährigen Verbindung zu Prof. Dr. Hans Schanz an der University of South Alabama konnte Herr Knötzsch seine Forschung dort vertiefen – ganz ohne Studiengebühren. Es freut mich, wenn solche gewachsenen Kontakte Studierenden diese Chancen eröffnen“, betont Prof. Rödel.

 

Convention Center in Downtown San Diego (Foto: Fabian Knötzsch)

 

Entwickeln und Entdecken

Gemeinsam mit einem internationalen Forschungsteam arbeitete Fabian Knötzsch an der University of South Alabama an einem von der NASA geförderten Projekt zur Entwicklung neuartiger Kunststoffe unter anderem für die Luft- und Raumfahrt. Dabei beschäftigte er sich mit der Katalysatorentwicklung und der Synthese hochmolekularer Polymere, die besonders hitzebeständig, langlebig und perspektivisch auch recyclingfähig sind – ein Thema, das nicht nur für Raumfahrtunternehmen, sondern auch für die Kunststoffindustrie und nachhaltige Produktion enorme wirtschaftliche Relevanz besitzt. 

„Jede Katalysatormodifikation führte zu ganz unterschiedlichen Eigenschaften im Endprodukt“, erzählt Knötzsch. „Es war eine einmalige Chance, an der Entwicklung solcher Materialien beteiligt zu sein – und das in einem internationalen Umfeld.“ Seine Forschungsarbeit brachte ihm nicht nur tiefe Einblicke in die Polymersynthese und -analytik, sondern auch wichtige Referenzen und Kontakte für seinen weiteren Weg. Für die Untersuchung setzte er unter anderem auf NMR- (Kernspinresonanzspektroskopie) und IR-Spektroskopie (Infrarotspektroskopie), die Rückschlüsse auf die chemische Struktur ermöglichen, sowie auf Thermogravimetrie (TGA), mit der sich das thermische Zersetzungsverhalten von Materialien analysieren. Diese analytischen Methoden hatte er bereits durch seine Arbeit an der Hochschule Merseburg kennengelernt. 

 

 

 

Wissenschaft auf großer Bühne

Dass er seine Ergebnisse schließlich auf der Frühjahrstagung der ACS in San Diego präsentieren konnte, verdankt Knötzsch auch der engen wissenschaftlichen Betreuung und Vernetzung seines Professors, der in der Polymer-Division der ACS aktiv ist. Die Konferenz ist eine der zentralen Plattformen für Chemikerinnen und Chemiker aus aller Welt – entsprechend groß war die Aufregung vor seinem Vortrag. 

„Vor so einem Publikum zu sprechen, war eine einmalige Erfahrung“, sagt Knötzsch rückblickend. „Ich habe nicht nur wertvolles Feedback erhalten, sondern auch viele wichtige und strategische Kontakte geknüpft. Die Reise hat mich noch einmal in meiner Entscheidung bestärkt, auch nach dem Studium wissenschaftlich tätig zu sein.“ 

 

 

 

 

Poster-Session während der ACS-Konferenz in San Diego (Foto: Fabian Knötzsch)

Chemie - Schlüsseltechnologie mit Zukunft

Mitteldeutschland gehört zu den führenden und innovativsten Chemieregionen Deutschlands – ein Standort mit starker industrieller Prägung, gelebter Forschungstradition und zukunftsweisender Entwicklung. Die Region rund um Merseburg verbindet jahrzehntelange Erfahrung in der chemischen Industrie mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit und moderner Werkstoffentwicklung. 

Für Studierende im Bereich Chemie bietet das ideale Voraussetzungen: Die Hochschule Merseburg nutzt diese Umgebung gezielt für eine praxisorientierte und zugleich forschungsnahe Ausbildung. In enger Zusammenarbeit mit Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Netzwerken entstehen so Bildungswege, die regional verankert, aber auch international anschlussfähig sind. Dabei ist die Chemie weit mehr als eine akademische Disziplin: Sie ist ein Innovationsmotor, der die Grundlagen für moderne Medizin, nachhaltige Umwelttechnologien, neue Mobilitätslösungen und smarte Werkstoffe schafft. Ohne Chemie wären viele Entwicklungen unseres Alltags undenkbar – von Medikamenten über Lebensmittelverpackungen bis hin zu Elektrofahrzeugen und Hochleistungsmaterialien. Gleichzeitig eröffnet die chemische Industrie jungen Fachkräften attraktive Perspektiven – insbesondere in Mitteldeutschland, wo beständig qualifizierter Nachwuchs gefragt ist. 

 

Ausblick: Masterabschluss

Aktuell schreibt Fabian Knötzsch in Kooperation mit der University of Ljubljana in Slowenien seine Masterarbeit. Dabei beschäftigt er sich mit Ruthenium-Komplexen, die beispielsweise für die Anwendung in der Medizin relevant werden könnten. Sein Weg zeigt eindrucksvoll, wie weit man mit Neugier, Engagement und einer guten Portion Mut kommen kann – von Merseburg bis zur großen Bühne in den USA. Und wie die Chemie als Schlüsseltechnologie Brücken schlägt – zwischen Regionen und Kontinenten, zwischen Forschung und Anwendung, zwischen Studium und echter Wirkung. 

 

Bild 1: Skyline San Diego Bild 2: Golden Gate Bridge in San Francisco Bild 3: Hollywood-Sign in den Hollywood Hills Los Angeles Bild 4: Strand in Santa Barbara (Fotos: Fabian Knötzsch)

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