Profil
Während der Schwerpunkt meines Denkens – mein gegenwärtiges Standbein – in der Erkundung des Problems »angewandter Theorie« besteht, werde ich künftig Phänomene »Digitaler Kultur« weiterhin – jedoch eher als Spielbein – verfolgen.
Gleichwohl vermittelt die Professur grundlegende Kenntnisse der Medien- wie auch der Kulturwissenschaft. Die thematische Perspektive der Professur wird weder theoretisch eingeengt noch methodisch festgelegt, vielmehr wird eine Vielfalt an medial-kulturellen Beobachtungsmöglichkeiten gelehrt. Im Mittelpunkt steht dabei stets das empirische Phänomen, und dieses entscheidet darüber, mit welchen theoretischen wie auch methodischen Mitteln es erkundet werden kann.
Parallel dazu lässt sich eine Faszination für Systemtheorie, Diskursanalyse und Begriffsgeschichte nicht leugnen. Auch erscheint der ethnographische Zugang als äußerst produktiv, wenngleich eine Triangulation von qualitativen, quantitativen oder auch netzwerkanalytischen Verfahren für eine umfassende empirische Analyse anzustreben ist. Im Kontrast zu einer Medien- und Kulturwissenschaft, die die Gesellschaft vollkommen außer acht lässt und maximal als Epiphänomen der Kultur oder der Medien zulässt, wird eine Verschränkung von soziologischen sowie medien- und kulturwissenschaftlichen Erkenntnissen vorgenommen.
»Angewandte Theorie«?
Angewandte Forschung und im Speziellen angewandte Theorie zielen auf ein Übertragen von wissenschaftlichen Erkenntnissen auf praktische Probleme oder lebensweltliche Problemlagen. Obwohl der Anwendungsbezug oder der »Transfer« (in die Gesellschaft) als wissenschaftspolitisches Ziel – gerade für Hochschulen – als nahezu selbstverständlich erscheint, forsche ich nach den epistemologischen Bedingungen der Möglichkeit eines solchen Ansinnens.
Das Übertragen oder der Transfer von Wissen und Erkenntnissen wird derzeit analog zum Alltagsverständnis von Kommunikation als Transport von A nach B, von einem Kontext in den anderen imaginiert. Erstaunlicherweise bleibt dieses kognitive Modell des Transports trotz aller Enttäuschungen ob eines misslingenden Transfers, eines ausbleibenden Anwendungsbezugs und einer Irrelevanz für die Praxis bislang bestehen.
Den Grund hierfür sehe ich in der Etablierung einer spezifischen Form von Technik – im Sinne von »funktionierenden Simplifikationen« (Luhmann) –, die es insbesondere den naturwissenschaftlich orientierten Disziplinen ermöglicht, Anwendungswissen aus den gewonnenen theoretisch-methodischen Erkenntnissen abzuleiten. Aus Gesetzen der Thermodynamik werden so beispielsweise Flugzeuge, die als Technik (in der Gesellschaft) funktionieren und lebensweltlich ziemlich erwartbar fliegen können. Ebenso versuchen die anderen Disziplinen beispielsweise qua Handlungsempfehlungen bzw. -anleitungen in die Gesellschaft zu wirken – freilich ohne diesen Übersetzungsprozess von wissenschaftlichen Wissen in praktische Problemlösungen selbst zu beobachten.
Wenn man diese allgemeine Problemlage auf die Medien- und Kulturwissenschaften bezieht und danach fragt, was denn »angewandte« Medien- und Kulturwissenschaft sein könnte, wird zumindest die Voraussetzungsbedürftigkeit eines solchen Denkens als Problem sichtbar.
Davon ausgehend beschäftige ich mich mit dem Verhältnis von Theorie/Praxis, wissenschaftlichen vs. praktischen Wissen, den Übersetzungsprozessen und -operationen im Zuge dieses »Transfers« und der Rolle von Technik als Möglichkeit der Kontextneutralisierung darin.
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Prof. Dr. Stefan Meißner
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